Nordamerika 2018 6. USA, der Norden und CAN

Weniger Rauch, ein Traumpark und Schwefelgeruch

12.8. – 17.8.

Der Avalanche-Campground im Glacier NP ist eigentlich voll gewesen, gefragt haben wir den Campgroundhost gestern trotzdem mal. Und sieheda, eine Site ist bezahlt, aber die Camper sind morgens abgereist und kommen warscheinlich nicht wieder. So bekommen wir die Nacht, die ja bereits bezahlt war, geschenkt. Dafür überlassen wir auch gern eine Hälfte der Site einem Paar mit Zelt, das auch noch einen Platz sucht. Heute erkunden wir den angrenzenden Trail of the Cedars durch den Wald.Klasse gemacht und rolligerecht!

Die weitere Fahrt durch Montana führt zuerst durch das Reservat der Blackfeet Nation mit viel hügeligem Grasland. Die klassische Prärie, so wie sich der Autor sie vorgestellt hat. Außerhalb des Reservats nimmt die landwirtschaftliche Nutzung zu und südlich von Great Falls wird es auch wieder bergig.  Nach einer Übernachtung im National-Forest nahe ButtePlätze die wir lieben, ungezwungen und frei

kommt der Yellowstone NP. Wir fahren spätnachmittags erstmal rein und fragen im Mammoth Campground einfach mal an. Aber diesmal ist wirklich alles voll. Da es schon spät ist, nutzen wir den ersten NF-Campground bei Gardiner außerhalb des Parks zur Übernachtung. Auch hier ist nur noch die Group-Site frei. Wir teilen wieder mal. 

Morgens das kurze Stück wieder in den Park und gleich eine Site im Mammoth CG gemietet. So können wir heute in Ruhe die „Nordschleife“ drehen und haben, ganz im Gegensatz unserer Gewohnheit, einen Übernachtungsplatz bereits am Vormittag gebucht. Erster Stopp bei der Mammoth Terraces Area. Hier strömt heißes Wasser an die Oberfläche und lagert dann gelöstes Kalziumkarbonat terrassenförmig ab.

Als erstes spazieren wir über den Boardwalk und fahren dann mit Henri den Upper Terrace Drive. 

Einer Erhebung geben wir den Namen „Klein Uluru“, sie erinnert uns stark an den roten Felsen in Australien.😉🇦🇺

Dann kommt überwältigende und total unerwartete Landschaft. Der Yellowstone River hat sich hier tief in den gelben Felsen gegraben. Der Canyon und der Wasserfall sind einfach umwerfend. Die Landschaft drumrum so abwechslungsreich wie selten zuvor auf unserer Reise. 😀😀😀😀😀😀

Über Tower Junktion schließen wir die heutige Runde am bereits gebuchtem Campground ab. Die Köchin bei der Arbeit😉

So, nun kommt die „Südrunde“ im Park. Zuerst blubbernde Schlammpools (Schwefelgeruch),

dann der Firehole Canyon mit seinen Falls,

und die heißen Quellen im Midway Basin (wieder Schwefelgeruch).

Hier ist auch die Grand Prismatic Spring.

Ein Stück weiter südlich im Upper Geyser Basin der berühmteste Geyser im Park, der Old Faithful.

Fast noch besser hat uns der Castle Geyser so ca. eine halbe Meile weiter gefallen.

Wir fahren die Runde weiter am Yellowstone Lake entlang und überlegen kurz vor Lake Village trotz der fortgeschritten Zeit noch einen Abstecher ins Hayden Valley zu machen. Wir haben zwar noch keinen Platz für die Nacht, und im Park scheinen alle Campgrounds „full“ zu sein, aber auch das findet sich irgendwie noch. Also die 15 km durch schöne Landschaft runter ins Tal.

Und tatsächlich, nach ein paar km im Tal grast da eine Bisonherde.

Dann jagt es dem Schreiber einen Schauer über den Rücken. Sind das da drüben Wölfe???!!!Und ja, auf dem Bild schlecht zu erkennen, da die Dämmerung fortschreitet, aber das ist (wie uns ein Ranger am nächsten Tag bestätigen wird) ein kleines Rudel ziehender schwarzer Wölfe! Echt toll, wir haben noch nie wilde Wölfe gesehen.

Als es zu dunkel wird, machen wir uns auf den Weg zum NF Campground außerhalb des Parks. Immerhin noch gut 70 km zu fahren. In der Dunkelheit auch kein Vergnügen. Nach 20 km halten wir nochmal am Fishing Bridge RV-Park, da steht zwar auch „full“, aber fragen kann man ja mal. Leider alles voll, aber auf dem Bridge Bay Campground, 5 km südlich, hat jemand abgesagt und den Platz können wir bekommen. Glück gehabt, so übernachten wir das zweite Mal im Yellowstone Park ohne eine Reservierung.😀 Direkt neben uns stehen Schweizer im eigenen Pössl. Da es mittlerweile nach 10 Uhr ist, fällt der Klönschnack eher kurz aus. 

Morgens klönen wir dann länger, sie sind erst seit 2 Wochen unterwegs, haben aber im Yellowstone reserviert und mussten, da sie sich ein wenig verschätzt haben, die Strecke von Baltimore bis hierher in dieser Zeit durchfahren. Den East Entrance steuern wir dann etwas später an, kommen aber nur so bis zur Hälfte der Strecke, dann wandert dort ein Grizzly durch das Unterholz. 

So nun erstmal verarbeiten…So viele Bilder im Kopf…Innerhalb von 15 Stunden eine Bisonherde, ein Wolfsrudel und ein Grizzly! Alles Wildtiere, kein Zoo… Unfassbar, sowas zu erfassen braucht erstmal Zeit und Ruhe. Und so verlassen wir den Yellowstone Nationalpark, der auf unserer inoffiziellen NP-Rangliste einen der Spitzenplätze einnimmt, in Richtung Black Hills und sind schon gespannt auf die Landschaft, die uns dort erwartet.

Außerirdische, Erdmännchen, Präsidenten(kult) und noch mehr Rindviecher

18.8. – -21.8.

Zunächst noch ein kleiner Nachtrag: Wir hatten doch von Jana in Jens berichtet, die wir in Hyder (Alaska) getroffen haben. Sie sind seit einem Jahr unterwegs und haben Australien und Nordamerika besucht. Interessanterweise haben sie fast die gleiche Route in Australien genommen, die wir vor fast vier Jahren auch gefahren sind. Die beiden berichten in ihrem sehr schönen Blog von der Reise. Hier mal der Link, weil wir finden, dass es sich wirklich lohnt, da mal reinzulesen.😀

Blog von Jana, Jens und Rosi

Richtung Osten, der Küste, an der wir Henri wieder auf das Schiff schicken wollen, entgegen. Zunächst durch die Prärie von Wyoming, in der sich ein schöner Übernachtungsplatz östlich von Cody (Buffalo Bill) findet.

In Worland weist uns ein freundlicher Herr auf das BBQ-Fest am örtlichen Sportplatz hin. Da gerade Mittagszeit ist, passt das gut in unseren Plan.😀 Das Pulled Pork schmeckt hervorragend zu live gespielten Country Klängen. Tolle Stimmung, gutes Essen und top Wetter…😎😎😎

Weiter geht’s durch hügliges Grasland

und nach einer zweiten Nacht in Wyoming (Sitting Bull NF-Campground) kommen South Dakota und die Black Hills. 

STOPP!!!

Vorher, noch in Wyoming, kommt noch eine Siluette ins Bild, die sofort an einen bekannten Landeplatz der Aliens denken lässt.

Sabine’s Matschberg (wg. des Films) oder auch Devils Tower genannt. Der lässt sich auf einem asphaltiertem Weg mehr oder weniger leicht umrunden.

Im Park ist auch noch eine Campsite frei, so bleiben wir eine dritte Nacht in Wyoming und statten gleich morgens der angrenzenden Prairie Dog Town einen Besuch ab.

Hulett, ein kleines aber hübsches Dorf, hat einen echten Hingucker.

Dagegen wirkt das im Reiseführer gelobte Deadwood SD eher touristisch aufgemöbelt.

Zum Abend sind wir dann bei den Präsidentenköpfen am Mt. Rushmore.

Der Kult, den die US Amerikaner um ihr Land, die Flagge und ihre ehemaligen Präsidenten machen ist echt beeindruckend. Werbefilm (über die Verdienste der Nation), Flaggenparade (von allen anwesenden Armyangehörigen auf der Bühne) und die von allen Anwesenden mitgesungene Nationalhymne werden zelebriert. Das Bild der USA als friedensbringende Nation in der Welt, die die Freiheit verteidigt ist selbstverständlich. Den Abend muss Clemens erstmal verarbeiten, das wird dauern… Glücklicherweise haben wir eine Campsite im Custer State Park gebucht und brauchen heute nicht noch im Dunklen suchen. 

Die Runde durch die Black Hills überrascht durch tolle Mittelgebirgslandschaft und mit zwei großen Bisonherden. Irgendwie ein Gänsehautgefühl, plötzlich mitten in einer solchen Herde zu stehen.

Fellpflege

Dann posieren da noch drei Pronghorns und ein Prairie Dog.

Auf der Weiterfahrt in die Badlands fällt und beim Tanken noch dieser Truck auf,deutsche Spediteure wären begeistert von der Ladekapazität.

Kurz vor dem Badlands NP, weist iOverlander auf Stellplätze hin, die direkt an der Abbruchkante liegen. Traumhaft, frei und kostenlos!

Die ersten weißen Siedler befanden dieses Land als unbrauchbar, eben als bad land. Wasser hat den lehmigen Untergrund ausgespült und diese einmalige Landschaft hinterlassen. 

Klasse, welche Farben da entstanden sind…

Wir genießen den Tag und die Nacht im Nationalpark und machen uns dann auf den Weg an die „Großen Seen“.

Fast ein Meer, eine richtig große Stadt und donnernde Wasser

22.8. – 5.9.

Von den Badlands führen viele Wege an die Ostküste, Henri nimmt den „nördlichen“ an den „Großen Seen“ vorbei. In South Dakota kommt zuerst ausgedehntes Farmland, dann ausgedehntes Farmland und schließlich in Minnesota ausgedehntes Farmland…. Bei La Crosse erreichen wir die Grenze zu Wisconsin mit ausgedehntem Farmland. Die Strecke bietet nicht so sehr viel Abwechslung, außer dem einen oderanderem Laden für „Tractor Supply“.😜

In Michigan am gleichnamigen See angekommen übernachten wir direkt am Westufer.Mondaufgang überm See mit ausgiebiger Campfireromantik 😀


Die Pictured Rocks am Lake Superior wirken eher wie an der Küste liegend. Hier mitten im Kontinent an einem See scheinen sie irgendwie deplatziert.

Dann suchen wir uns mal wieder einen ganz kleinen Campground im Wald an einem kleinen See mit einer 10 km langen Dirtroad als Zufahrt.

Leider hat es in der Nacht kräftig geregnet, und die Zufahrtsstraße ist weniger gut zu fahren. Glücklicherweise ist kurz vorher ein Grader durchgefahren und hat die schlimmsten Löcher und Schlammstellen planiert. Nur leider ist dadurch der Untergrund sehr lose und Clemens kommt ganz schön ins Schwitzen. An einigen Stellen hätte 4×4 jetzt echt Vorteile.😟

Der Regen hat den Wind mitgebracht, und so wirkt heute auch der See eher wie ein Ozean.Nur ist es Süßwasser, diese Wellen sind unglaublich für ein Binnengewässer.

Am Ostufer des Lake Michigan liegt, der Sage nach, eine schlafende Bärin, die auf ihre Jungen wartet. Diese große Sanddüne und die Landschaft drumrum sind zum Schutzgebiet erklärt worden und laden zum Radfahren, Wandern und Klettern ein.

Dann reizt uns nochmal Canada, und wir queren bei Port Huron die Grenze. Leider ist heute Freitag vor dem Labor Day Weekend. Mal eben schnell über die Grenze bedeutet erstmal eine Stunde Wartezeit. Wie wir dann feststellen, warten wir nicht vor der Grenze, sondern an der Mautstelle vor der Brücke.😳 An der Grenze hinter der Brücke gibt es keine Wartezeiten. Alles locker und problemlos bekommen wir den neuen Einreisestempel für drei Monate. Dabei wollen wir doch nur kurz Toronto besuchen und in zwei, drei Tagen über Niagara wieder ausreisen.

Beim Einkaufen stehen da noch zwei echte Oldies.

Weiter geht’s nach Toronto. Leider liegt der nächste Park östlich des Stadtzentrums und so umkurven wir die Stadt nördlich. Echt irre, das toppt alles bisher gesehene. Der Ontario Expressway 401 im Norden hat vier Fahrstreifen als Expresslane in der Mitte und baulich getrennt vier Fahrstreifen als Collector mit Ein- und Ausfahrten je Richtung!!! Dazu kommen noch diverse Zubringerfahrbahnen. Leider ist auch am Samstagvormittag alles gerammelt voll. So brauchen wir viel Zeit und kommen etwas geschlaucht im Glen Rouge Park an. Natürlich ist alles voll und Clemens muss mal wieder nachfragen. „Nein alle Campsites ausgebucht“. „Und ist eine Disabled Site frei“? „Nein, auch belegt“. „Gibt es einen Overflowbereich“? „Da muss ich erstmal telefonieren“. Siehe da, es gibt eine Groupsite, die nicht belegt ist und als Overflowbereich dient. Wir können uns auf der großen Wiese den schönsten Platz aussuchen und bleiben die ganze Nacht die einzigen hier. Stühle, Grill und Picknickdecke auspacken und relaxen.

Toronto, die bei weitem größte Stadt Canadas hat ein markantes Warzeichen, den CN-Tower. Also programmieren wir das Navi mit diesem Ort und lassen uns durch das Gewirr der Freeways leiten. Heute ist Sonntag, und nicht ganz so viel Verkehr auf den Freeways. Ganz in der Nähe vom CN-Tower ist auch ein Parkplatz frei, und so genießen wir nach der üblichen Wartezeit und nicht mal einer Minute Fahrzeit im gläsernen Aufzug (22km/h) die Aussicht vom 346m hohen Observation Deck.

Blick durch den Glasboden

Mit 553m ist der CN-Tower der höchste freistehende Turm der Welt.

Die City wirkt für eine Großstadt richtig entspannt.

Die fliegenden Gänse im Eaton Center (Shopping Mall auf 4 Etagen) waren uns auch ein Foto wert.

Der Food Court im Untergeschoss ist auch nicht zu verachten und der Bauch zieht auch dahin.😊

Danach spazieren wir noch am Brunnen vor der City Hall vorbei,

durch den CBD und zurück zu Henri.

Entfernt man sich ein wenig vom Zentrum wird die Bebauung schnell kleinstädtisch.

Zum Abend erstrahlt die Siluette in Gold.

Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende und wieder sind tausend Bilder im Kopf…

Ein kleines Stück weiter findet sich ein netter Übernachtungsplatz am Yachthafen von Oakville und am nächsten Morgen besuchen uns noch schwarze Hörnchen.

Ein netter Ort ist auch Niagara on the Lake,

wo ein Plätzchen in Ortskern gleich hinter der Chamber of Commerce nach einer weiteren Übernachtung ruft.😉

Leider sind die Bilder von den Skunks am Abend nicht geglückt. 😟 Aber da waren drei ganz in der Nähe des Autos.😇

Den Niagara River flussaufwärts,

an der Flowerclock vorbei, (hier stehen die großen Kraftwerke, die den Fällen so etwa 3/4 des Wassers klauen) 

über den sogenannten Whirlpool

nach Niagara Falls.

Zuerst die US-amerikanischen Bridal Veil Falls, (von der canadischen Seite des Flusses gesehen)

und dann die viel größeren canadischen Horseshoe Falls. 

Den ganzen Tourirummel mit Bootsfahrten,

Aussichtsturm und Tunnel hinter die Falls lassen wir weg und bewundern das Ganze direkt an der Abbruchkante.

Trotz der fehlenden 75% für die Kraftwerke sind die Wassermassen, die hier runter stürzen gigantisch (laut Reiseführer so um die 2800 qm/ sec.!!!).

Der Rummel hat so seine Folgen, das Bild bietet sich einem, wenn man ein Stück oberhalb der Fälle den Niagara flussabwärts blickt.😔

Wir aber überqueren, voraussichtlich ein letztes Mal auf dieser Reise, die Grenze zwischen Canada und den USA und steuern nun New York an. Das letzte Mal waren wir vor ungefähr 20 Jahren dort und sind sehr gespannt auf die Veränderungen. Damals standen die Zwillingstürme des Wold Trade Centers noch…